E-Health Gesetz beschleunigt Digitalisierung im Gesundheitswesen
Die Digitalisierung verändert nicht nur unseren Arbeitsalltag, sondern hat inzwischen auch Ämter, Behörden und das Gesundheitswesen „infiziert“. Die Einstellung, nicht nur bei der jüngeren Generation, hat sich nach und nach gewandelt und immer mehr Menschen können sich heutzutage vorstellen, auf Abläufe im Gesundheitsbereich in Papierform zu verzichten.
Seit 15 Jahren „doktert“ Deutschland nun an der Telematik-Infrastruktur sowie an der Durchsetzung der elektronischen Gesundheitskarte herum. Nun kommt seit 2016 mit dem Inkrafttreten des E-Health Gesetzes langsam Fahrt in die Sache. Es findet generell ein Umdenken statt. Inzwischen gibt es bereits unzählige Gesundheits-Apps gibt sowie Online-Krankenkassen und Online-Apotheken. Hier muss man sagen, dass dieser Prozess länger dauerte als im Bankengeschäft (wo Online-Banking und Apps schon seit Längerem gang und gäbe sind). Immer mehr Menschen sehen inzwischen den Nutzen der Digitalisierung und nehmen diesen auch an. Wer seine Bankgeschäfte bereits ausschließlich online abwickelt, ist schneller bereit auch bei Abläufen beim Hausarzt oder mit der Krankenkasse auf digitale Technologien umzustellen.
Gerade in jüngster Zeit, also 2017 und 2018 gab es einige, wichtige, kleine Neuerungen, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben. Zu diesen Neuerungen gehören das E-Health Gesetz sowie Änderungen, welche die Telemedizin und die Bestellung von Medikamenten per Online-Apotheke betreffen.
Was ist das E-Health-Gesetz?
Das E-Health-Gesetz erlaubt nun Telemedizin mit bestimmten Voraussetzungen. Bestimmte Aspekte können ab jetzt per Video/Bild vom Arzt betrachtet werden. Per Video-Sprechstunde kann dann eine Beratung erfolgen. Auch gehbehinderten Patienten oder Menschen in Regionen mit schlechter ärztlicher Versorgung kommt das zu Gute. Hinzu kommt nun die Akzeptanz für Online-Krankenkassen und Online-Apotheken. Es ist nun möglich, seine Medikamente online zu bestellen, das gilt nun auch für verschreibungspflichtige Medikamente, die nun auch über ausländische Versandapotheken bezogen werden dürfen.
Was bedeutet E-Health?
Der Begriff E-Health bringt die Disziplinen Medizin, IT und Gesundheitsmanagement zusammen. Im Gesundheitsbereich gibt es inzwischen (wie in fast jedem Unternehmen) Information- und Kommunikationstechnik (IKT) welche eingesetzt wird, um Prozesse zu digitalisieren. Hier geht es auch um Behandlung oder Betreuung von Patient/Innen mit allen damit verknüpften Abläufen. Das wird allgemein als E-Health bezeichnet. Seit Dezember 2015 gibt es nun das E-Health-Gesetz, welches den Fahrplan für die benötigte Infrastruktur und für die Einführung medizinischer Anwendungen regelt. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen soll hiermit vorangetrieben werden und es gibt nun Vorgaben, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erfüllen sind.
Was gehört alles zu E-Health?
- Elektronische Krankenkarte
- Elektronische Gesundheitsakte/elektronische Patientenakte
- elektronisch gestütztes Krankheits- und Wissensmanagement
- Telemedizindienste
- Gesundheitsportale (dazu gehört auch Seniorenbetreuung, Assisted Living, Datenüberwachung mit Apps und Activity-Tracker)
- Online Apotheken
Bisheriger Stand der Dinge 2018/2019:
Bis jetzt wird begonnen, die ePA, also eine elektronische Patientenakte einzusetzen, um die Krankheitsgeschichte zu dokumentieren. Es gibt nun das E-Health-Gesetz, das besagt, dass die Krankenkassen ihren Versicherten bis 2021 eine ePA bereitstellen sollen. Wichtigste Regelung des Gesetzes: Die Nutzung ist zunächst freiwillig + der Patient entscheidet, was in der Patientenakten gespeichert wird. Neben der ePA gibt es auch die eGA. Das ist die elektronische Gesundheitsakte. Hier können Ärzte, Apotheken und Pflegeeinrichtungen schnell auf Patientendaten zugreifen (wenn dieser zugestimmt hat). Hier können zusätzlich auch weitere Informationen gespeichert sein, wie z.B. Diäten, Krankengymnastik usw. Hinzu kommt: Zuvor hatten bereits einige Krankenkassen (Techniker Krankenkasse, aber auch die AOK) eigene Konzepte einer elektronischen Gesundheitsakte vorgestellt.
Mehr ausführliche Infos zum aktuellen Stand der elektronischen Patientenakte im Ärzteblatt.
Die Digitalisierung im Gesundheitsbereich – Vor und Nachteile in der Übersicht
Die Vorteile von elektronischen Patientenakten und einem digitalen Ablauf auch in Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken und Pharmaunternehmen liegen auf der Hand. Doch wie immer gibt es zwei Seiten der Medaille. Die Digitalisierung birgt Chancen und zugleich Risiken:
Daten sind schnell verfügbar und schnell an andere übermittelt, Informationsaustausch und Kommunikation wird effizienter und schneller | Viele Ärzte lehnen die elektronische Krankenakte ab und vertrauen eher ihren schriftlichen Ausführungen. Sie befürchten mit der digitalen Umstellung kommt eher Mehraufwand auf sie zu. |
Im Notfall sind Ärzte im Krankhaus schnell informiert | Da die Patienten darüber entscheiden, welche Daten gespeichert werden, kann sich kein Arzt darauf verlassen, das aus diesen Gesundheitsdaten ein vollständiges Urteil getroffen werden kann |
Der Patient kann selbst Dokumente speichern und verwalten und erhält somit mehr Informationen | Überall wo Daten eingegeben und gespeichert werden können auch Fehler passieren, was somit zu falschen medizinischen Schlüssen und Fehldiagnosen führen kann |
Krankenversicherungen sparen Geld ein, wenn die Abläufe rein elektronisch abgewickelt werden können | Die Bundesärztekammer (BÄK) fordert strenge Anforderungen des Datenschutzes |
Durch gesammelte Krankendaten können Statistiken erstellt werden durch die man Wahrscheinlichkeiten für Krankheiten vorhergesagt und rechtzeitig mit Vorsorgemaßnahmen begonnen werden | Es gibt die Gefahr, dass die sensiblen Daten für andere Zwecke missbraucht werden |
Im Gesundheitssektor können nachweislich viele Kosten eingespart werden, wenn auf digitale Technologien umgestellt wird | Datenschutz und ärztliche Schweigepflicht könnten in Gefahr sein |
Doppelverordnungen und Versorgungslücken oder Wechselwirkungen von Medikamenten sollen vermieden werden | Kritiker befürchten ein Risiko durch Datenverlust oder Cyberattacken |
Verbesserung der Gesundheitsversorgung durch Telemedizin und Online-Angebote, Hausärzte werden unterstützt | Die Umstellung auf einen digitalen Ablauf macht nur Sinn, wenn die Patienten und Praxen entsprechende (einheitliche und sichere) Zugriffsmöglichkeiten haben – Hinzu kommt eine bisher fehlende Lösung für die dauerhafte Datenspeicherung (konsequente und einheitliche Digital-Health-Strategie fehlte bisher) |
Zusammenfassend kann man sagen:
Der größte Vorteil liegt in der Kosteneinsparung einerseits und der Verbesserung der Gesundheitsvorsorge für Patienten andererseits. Laut einer McKinsey Studie 2018 können durch eine konsequente Digitalisierung im Gesundheitsbereich Millionen eingespart werden. Durch digitale Technologien sind mit der elektronischen Patientenakte oder mit elektronischen Rezepten sowie Tele-Medizin große Zeit- und Kostenersparnis möglich. Das meiste kann hier dadurch eingespart werden, dass man eine papierlose und schnelle Datenverarbeitung möglich macht. Im Endeffekt können sowohl Patienten als auch Ärzte und Kliniken durch den reibungslosen, schnellen Ablauf profitieren.
Doch das Verfahren ist Fluch und Segen zugleich. Es bringt auch Risiken mit. Bei der Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitsbereich gibt es einige scheinbar unüberwindbare Hürden.
Problematisch: Die Digitalisierung wurde bisher nicht einheitlich umgesetzt
Theorie und Praxis klaffen hier, wie so oft noch weit auseinander. Ähnlich wie bei der Umsetzung eines Papierlosen Büros ist es aufgrund von veralteter Technik, Schulungsbedarf von Mitarbeitern oder Festhalten an alten Strukturen oft nicht so einfach möglich neue digitale Techniken einzuführen. Der Digitalisierung stehen veraltete Technik und Datenschutz-Hürden gegenüber. Gerade und vor allem im Gesundheitswesen. Viele scheuen den Schritt hin zu einem digitalen Ablauf, da man das Arbeiten mit Papier bevorzugt. Einige Kritiker bezweifeln, dass sie durch die Digitalisierung wirklich weniger Arbeit haben und vermuten am Ende mehr Aufwand.
Im Vergleich mit anderen Ländern in Europa hat Deutschland insgesamt einen ziemlichen Nachholbedarf. Hier muss man sicherlich anmerken, dass eine Umsetzung hin zu digitalen Techniken nur dann möglich wird, wenn sowohl bei Patienten als auch in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens die Zugriffsmöglichkeiten gegeben sind. Das betrifft die entsprechenden Geräte einerseits als auch die benötigte Software und das Knowhow diese zu bedienen. Die größte Hürde bei der Umsetzung ist, dass man ein einheitliches System in ganz Deutschland und für alle Gesundheitseinrichtungen benötigt. Bisher finden immer noch unterschiedliche Systeme und Vorgaben bei der Datenspeicherung bei Krankenkassen, Ärzten und Krankenhäusern ihren Einsatz.
Welche Formate für die Datenspeicherung im E-Health Bereich bieten sich an?
Feststeht: Der Umgang mit den Gesundheitsdaten ist schwierig. Im Vordergrund sollte immer stehen: Bessere Versorgung der Patienten – Das heißt, die Digitalisierung sollte Abläufe beschleunigen und einen Mehrwert für Ärzte und Patienten haben. Es sollte einen einheitlichen Fahrplan bei der Umsetzung geben und eine einheitliche, konsequente und sichere Durchführung der Datenspeicherung. Hier könnte man das Datenformat PDF/A-3 (bzw. PDF/H) nennen, welche sich ideal für eine sichere und rechtskonforme Langzeitspeicherung eignen würden. Die Daten sollten alle einem Archiv zugeführt werden. Diese elektronische Ablage, das Langzeitarchiv sollte durchsuchbar sein und die Daten in komprimierter und einheitlicher Form enthalten. Dafür eignet sich PDF/A oder das speziell für Healthcare entwickelte Format PDF/H.
PDF/H = Portable Document for Healthcare
Das PDF/H Format gibt es seit 2008, es ist als Datenformat gedacht für den Gesundheitssektor. Es soll der Standard sein für Eingabe, Anzeige und Austausch von medizinischen Daten. Das PDF/H Datenformat ist ideal, um medizinische Informationen zwischen Patienten und Ärzten auszutauschen. Es eignet sich für alle Befunde der Bild gebenden Diagnostik (Beispiele: Laborberichte, Röntgen- und CT-Aufnahmen, Formulare, EKG- und EEG-Informationen u.v.m.), da das Format mit Containern für diese Inhalte arbeitet. Dabei gilt PDF/H nicht als ISO-Standard, sondern ist nur eine Empfehlung.
Allgemein ist mit PDF/H die Speicherung der Patientendaten besonders komfortabel. Generell ist es von Vorteil, wenn PDF (speziell PDF/A oder PDF/H) Dokumente zur Speicherung der digitalen Gesundheitsdaten ihren Einsatz finden. Diese sind dann einerseits in einheitlicher Form (unabhängig vom Ausgangsformat) vorliegend und nachträglich nicht mehr veränderbar (je nach Sicherheits-Einstellung). Ein weiterer Pluspunkt ist, dass hier (mit entsprechender Software wie webPDF) auch die Anbringung Digitaler Signaturen, Barcodes oder die OCR Technik Verwendung finden kann. Das wiederum erleichtert neben der Sicherheit auch das schnelle Wieder-Auffinden von Dokumenten. Beides wohl unumstritten die wichtigsten Faktoren bei einer Langezeitarchivierung.
Außerdem lesenswert:
- Sascha Lobo über Digital Health und damit verbundene neue Fragestellungen…
- E-Health und Künstliche Intelligenz (KI) im Ärzteblatt