Universelle Barrierefreiheit – Mehr als Inklusion
Mit Blick auf das Thema Barrierefreiheit und Digitalisierung ergeben sich viele weiterführende Fragen. Anfang des Jahres hat die PDF Association auf pdfa.org einen interessanten Ansatz dazu veröffentlicht. Dabei ging es um das Thema barrierefreie Kommunikation. Ein nicht unwesentliches Thema, auch hinsichtlich von Website-Gestaltung und Dokumenten-Formaten. Denn Behörden und einige Organisationen sind durch EU-Richtlinien dazu verpflichtet ihre Kommunikation barrierefrei zu gestalten. Das heißt sie müssen alle Inhalte (Papier- und elektronischen Dokumenten, Websites und Apps) allgemein zugänglich und verständlich zur Verfügung stellen.
Doch barrierefreie Kommunikation hat viele Facetten. Die Inhalte müssen möglichst intelligent erstellt und zur Verfügung gestellt werden dazu gehört auch eine verständliche Sprache, korrekte Syntax und mehrsprachige Angebote.
Barrierefreiheit bedeutet auch Multikanal-Fähigkeit
Multikanal oder Omnichannel-Kommunikation bedeutet, dass der Inhalt von Websites und Dokumenten aus unterschiedlichen Medien heraus aufrufbar und lesbar sein muss. Ein Beispiel dafür wäre ein Dokument, das einerseits auf dem Smartphone gelesen und unterschrieben werden kann, zugleich auf dem Postweg versendet werden kann und das auch von einem Bildschirmlesegerät vorgelesen werden kann damit es auch Sehbehinderten zur Verfügung steht. Das wäre unter universeller Zugänglichkeit zu verstehen. Einerseits sollten die Dokumente getaggt, mit Strukturinformationen versehen, sein und andererseits müssen sie multikanalfähig sowie mit responsivem Design erstellt sein.
In Anbetracht von Big Data, künstlicher Intelligenz (KI) und anderen aktuellen Technologien bedeutet wahre, digitale Transformation aber natürlich auch, dass Daten gesammelt und verwertbare Daten genutzt werden müssen. Das ultimative Ziel ist nicht nur die Verfügbarkeit des Dokuments selbst, sondern auch der darin enthaltenen Daten. Das ist seit langem gerade bei Marketing und Vertrieb ein Thema. Hier werden zum Beispiel immer detailliertere Informationen verlangt, um Kunden gezielt ansprechen zu können (automatische, selektive Kampagnen).
Das ist ein wichtiger Aspekt, der zeigt, dass es eben auch darum geht alle Dokumente, die man veröffentlicht mit aussagekräftigen Daten zu versehen.
Der wichtigste Punkt ist hier, dass man sich nicht damit begnügt archivierte Dokumente nur lesbar zu machen. Die Daten sollten entsprechend aufgewertet werden. Hier scheuen viele Unternehmen den Aufwand bestehende Dokumente nachträglich zu verschlagworten. Dabei sind es gerade die Daten, die besonders wertvoll sind. Hier heißt es sehr nachdrücklich „Daten sind das neue Öl“ – Denn erst mit den Daten hat man eine Grundlage, durch welche die digitalen Technologien überhaupt erst ihr ganzes Potenzial entfalten können.
Die PDF Association bringt in dem Artikel von Carsten Luedtge das Beispiel Google:
„Mit seiner neuen Dataset Search Engine bündelt das Unternehmen die unzähligen Anbieter wissenschaftlicher Datensätze im Web, um Wissenschaftlern, Journalisten und Studenten die Recherche zu erleichtern. Dahinter verbirgt sich das Phänomen des „semantischen Webs“. Dabei geht es darum, nicht nur den Text selbst, sondern den Inhalt als Daten zur Verfügung zu haben, die automatisch miteinander in Beziehung gesetzt werden können. (…)
Anstatt ein Dokument manuell nach einer bestimmten Information zu durchsuchen, liefert das Web die Antwort gleich mit. Dabei handelt es sich nicht nur um einfache Suchergebnisse, sondern um komplexe Ergebnisse, die nur durch die Verknüpfung verschiedener Daten entstehen können.“
Fazit des Artikels ist, dass Themen wie semantisches Web oder barrierefreie Kommunikation aktuell immer mehr in den Fokus rücken. Beispielsweise bietet die Universität Hildesheim (bei Hannover) inzwischen Studiengänge zur barrierefreien Kommunikation an. Unternehmen sollten generell beim Thema Dokumentenerstellung umdenken.
„Der neue Ansatz sollte sein: Dokumente sind Datenquellen, die Unternehmen das Rohmaterial für die Erschließung neuer Märkte liefern. Die dafür notwendigen Technologien sind vorhanden. Inzwischen gibt es genügend Anwendungen und IT-Lösungen, die eine intelligente Dokumentenproduktion unterstützen.“